Konzert Review
Liederabend mit Fazil Say
Goethe Lieder - Fazil Say
Stadthaus Winterthur
musikkollegium winterthur, Roberto González Monjas
Fazil Say, Klavier
Die Sopranistin Rachel Harnisch und der Komponist und Pianist Fazil Say setzten am Mittwoch einen Glanzpunkt in der zu Ende gehenden Saison des Musikkollegiums. Es gibt Konzertprogramme, die das Publikum zur neuen Musik durch Einbettung derselben in bewährte Klassiker verführen wollen. Dass es auch möglich ist, beides miteinander zu verbinden und unter einen einzigen Spannungsbogen zu stellen, hat das Musikkollegium am Mittwoch wieder einmal mustergültig bewiesen. Wobei freilich die «Goethe-Lieder» von Fazil Say, das eingängige Hauptstück des Abends, das hier in Schweizer Erstaufführung zu erleben war, dem Verständnis kaum Steine in den Weg legten.....
Und damit ist sie wie geschaffen für die grosse Stimme der Sopranistin Rachel Harnisch, die den Gesangspart, ganz in Rot gekleidet, mit packendem Furor interpretierte. Hinreissend vor allem, wie die Stimme im vierten Teil, «Tefkir Nameh», im hohen Wellengang der Streicher auf und nieder stieg, um dann im Finale schutzlos ganz alleine dazustehen, leiser und leiser werdend und schliesslich ganz in die Stille eingehend. Der Saal hielt den Atem an. Dem Werk von Fazil Say korrespondierte am Ende des Konzerts die ebenfalls dramatische, Liebesschmerz, Hoffnung und Todessehnsucht immer wieder kreuzende Konzertarie für Sopran mit Soloklavier und Orchester, KV 505, von Mozart: «Ch’io mi scordi di te?», «Non temer, amato bene». Das Werk überraschte mit unerwarteten Wendungen und Stimmungswechseln, besonders reizvoll das perlende «Duett» mit dem Pianisten Fazil Say im abwärts führenden Vers, in dem vor Schmerz die Sinne schwinden.
Helmut Dworschak